đ§ FrĂ€ulein Fakt hat das Wort: Was ist eigentlich âLangeweileâ?
âDas ist gar nicht so harmlos, wie es klingtâ, flĂŒstert FrĂ€ulein Fakt und schiebt sich ihre imaginĂ€re Brille zurecht.
âWenn Katzen zu wenig Reize haben â also Dinge, die ihre Sinne aktivieren, wie Bewegung, GerĂŒche, GerĂ€usche oder neue OberflĂ€chen â passiert im Körper etwas Spannendes.â
Reize sind fĂŒr Katzen wie Nachrichten fĂŒr ihr Nervensystem.
Jede Bewegung, jeder Geruch, jeder Ton sagt dem Gehirn: Da passiert was, bleib wach, bleib neugierig.
Fehlen diese Reize dauerhaft, denkt der Körper: Irgendwas stimmt hier nicht.
Und dann produziert er mehr von einem Hormon namens Cortisol â das ist das klassische Stresshormon.
Kurzzeitig hilft es, wachsam zu bleiben.
Aber wenn der Cortisolspiegel zu lange oben bleibt, kann das zu innerem Dauerstress fĂŒhren.Âč
FrÀulein Fakt zieht die Augenbraue hoch:
âDas ist wie bei uns Menschen, wenn der Chef tĂ€glich Druck macht â irgendwann kann man nicht mehr abschalten.â
đŸ Warum Katzen mehr brauchen als Futter, Klo und Spielzeug
Katzen sind hochintelligente Tiere mit feinen Sinnen.
Sie wollen jagen, sich anschleichen, erobern, beobachten, lösen, verstehen.
In der Natur beschÀftigen sie sich den ganzen Tag damit.
In der Wohnung fĂ€llt vieles davon weg â und genau das kann zur Belastung werden.
Die groĂen Fachgesellschaften AAFP und ISFM (das sind internationale Organisationen fĂŒr Katzenmedizin und -verhalten) haben das sogar in ihren Richtlinien festgehalten:
Eine katzengerechte Wohnung braucht sichere RĂŒckzugsorte, Klettermöglichkeiten, verschiedene Ebenen, Geruchsanreize und Interaktion mit dem Menschen.ÂČ
Fehlt das alles oder bleibt es ĂŒber lange Zeit gleich, entstehen Stress, Konflikte oder gesundheitliche Probleme.Âł âŽ
Katzen, die keine Möglichkeit haben, ihre Energie abzubauen, zeigen hĂ€ufiger Unsauberkeit, Aggression oder ziehen sich ganz zurĂŒck.
𧩠BeschÀftigung ist mehr als Spielen
Viele denken: âIch spiel doch mit der Angel, das reicht.â
Aber BeschÀftigung bedeutet mehr als ein paar Bewegungen mit der Spielangel.
Es geht um geistige, körperliche und emotionale Auslastung â also kleine Abenteuer fĂŒr das Katzenhirn.
đ FrĂ€ulein Fakt erklĂ€rt:
âMan nennt das auch kognitive Stimulation â also Denksport fĂŒr Katzen. Studien zeigen, dass solche Aufgaben sogar das Immunsystem stĂ€rken können.ââž
Ein paar einfache Ideen:
- Futterspiele: Versteck ein paar Snacks in Pappkartons oder lege sie in kleine Muffinformen mit Papierkugeln obendrauf. So wird Fressen wieder zur Jagd.â¶
- Geruchsabenteuer:
Vielleicht hast du schon mal von Catnip gehört â das ist Katzenminze, die viele Katzen in einen fröhlichen Spielrausch versetzt. đ±
Oder Silberwein (Silver Vine) â ein japanisches Kraut, das Ă€hnlich wirkt, aber oft stĂ€rker.â·
Wichtig: nicht tĂ€glich geben, sondern wie eine kleine Wochenendparty. - Tricktraining: Einfache Ăbungen wie ein Target Touch (die Katze berĂŒhrt deine Hand oder einen Stab mit der Nase) oder ein Pfotentarget fördern Konzentration und Kommunikation â ganz ohne Zwang.
- Wohnraum neu denken: Du musst kein Kletterparadies bauen. Schon wenn du eine Kratztonne an einen neuen Ort stellst oder deine Sofakissen zu kleinen Höhlen stapelst, kann das ein Abenteuer sein.
(Bei mir war das ĂŒbrigens ein Hit â Decke drĂŒber, kleine âKatze-im-Zeltâ-Party. đȘ)
Diese kleinen VerĂ€nderungen machen einen groĂen Unterschied.
Denn BeschĂ€ftigung schafft nicht nur Bewegung â sie vermittelt Sicherheit, Struktur und Selbstwirksamkeit.
đŹ Wenn BeschĂ€ftigung fehlt âŠ
Wenn im Alltag zu wenig passiert, passiert innerlich zu viel.
Katzen fangen dann an, sich selbst zu beschĂ€ftigen â und das sieht selten so aus, wie wir uns das wĂŒnschen.
Manche kratzen plötzlich an Möbeln, andere putzen sich ĂŒbermĂ€Ăig, wieder andere liegen nur noch trĂ€ge herum.
Das sind keine âMackenâ, sondern Hilferufe.
FrÀulein Fakt nickt ernst:
âIn der Forschung nennt man das Deprivationsstress â also Stress durch Reizmangel. Das Gehirn reagiert, als wĂ€re es isoliert.
Bei Menschen passiert das zum Beispiel, wenn sie tagelang keine GesprĂ€che fĂŒhren. Bei Katzen: wenn tagelang nichts Spannendes passiert.ââč
Die Folge?
Das Immunsystem leidet, die Stimmung kippt, und aus der entspannten Samtpfote wird eine reizbare Mitbewohnerin.
đ Und was du sofort tun kannst
Mach es deiner Katze leicht, die Welt neu zu entdecken:
- Routinen schaffen: TĂ€glich 5â10 Minuten QualitĂ€tszeit â lieber kurz und spannend als lang und halbherzig.
- Umgebung beleben: Möbel leicht umstellen, neue GerĂŒche (z. B. ein Karton aus dem Supermarkt), FensterplĂ€tze variieren.
- Selbst aktiv werden: Beobachte, wann deine Katze aufblĂŒht â morgens beim Sonnenstrahl? Nach dem Essen? Nutze diese Momente.
Und wenn du Inspiration brauchst:
Im Cats-Care Club bekommst du monatlich neue BeschĂ€ftigungsideen, Tricks und Spiele, die nicht nur SpaĂ machen, sondern Vertrauen und Miteinander stĂ€rken. đŸ
Ich trainiere nur, was ich selbst durchlebt habe â und schaffe Trainingswelten, in denen Katzen sicher mitgestalten können. đââŹđ
đ Quellenangaben
- Gourkow, N. & Fraser, D. (2006). The effect of housing and handling practices on the welfare, behaviour and temperament of shelter cats. Animal Welfare 15, 231â237.
- Ellis, S.L.H. et al. (2013). AAFP and ISFM Feline Environmental Needs Guidelines. J. Feline Med. Surg. 15(3), 219â230.
- Amat, M. et al. (2009). Potential risk factors associated with feline behaviour problems. Appl. Anim. Behav. Sci. 121(2), 134â139.
- Ramos, D. et al. (2013). The relationship between stress and aggression in domestic cats. Appl. Anim. Behav. Sci. 143(2â4), 157â163.
- Stella, J. et al. (2014). Environmental enrichment affects hair cortisol levels in shelter cats. Physiol. Behav. 131, 90â95.
- Dantas, L.M. et al. (2016). Effects of food puzzle toys on the behaviour and welfare of domestic cats. J. Vet. Behav. 12, 60â66.
- Uenoyama, R. et al. (2021). Silver vine (Actinidia polygama) and catnip (Nepeta cataria) induce euphoric behaviours in cats. Science Advances 7(5), eabd9135.
- Gourkow, N. & Phillips, C.J.C. (2016). Effect of cognitive enrichment on stress and immune function in shelter cats. Appl. Anim. Behav. Sci. 180, 76â82.
- Beaver, B.V. (2003). Feline Behavior: A Guide for Veterinarians. Saunders.




